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Dienstag, 3. November 2015

Nutrias = Wasserratten? NEIN, hier gibt es böse Missverständnisse!

Nutrias: Warum werden so nützliche Tiere eigentlich oft so übel angefeindet?

Ich fürchte, es hängt zu einem großen Teil mit den vielen irreführenden Bezeichnungen zusammen, die falsche Negativ-Assoziationen wecken. Begriffe wie „Biberratte“ oder „Wasserratte“ bringen wir schnell mit negativen Eigenschaften der Ratten in Verbindung, die aber gar nichts mit den Nutrias zu tun haben. Man kann ja auch nicht das Meerschwein mit dem Wildschwein gleich setzten, nur weil beide das "Schwein" im Namen tragen.

Besonders irreführend ist der Begriff „Wasserratte“, weil dieser regional auch für die Wanderratte verwendet wird, da auch diese gerne mal im Wasser planscht. Mit diesen "Wasserratten" sind Nutrias aber weder verwandt, (nicht einmal annähernd), noch gibt es Ähnlichkeiten zwischen diesen Arten. So werden Nutrias oft mit schlechten Eigenschaften in Verbindung gebracht und verteufelt, die gar nicht ihre Eigenschaften sind.

Manche hassen sie, manche lieben sie - und so beginnt ein Teufelskreis ...

Die eigentlich sehr nützlichen Nutrias werden aufgrund irreführender Begriffe zum Opfer von Vorurteilen. Sie werden zu Unrecht als Schädlinge bezeichnet und bejagt, als „widerliche Ratten“ abgestempelt und gehasst - vorwiegend von den Menschen, die wenig bis gar nichts über Nutrias wissen und auch nichts wissen wollen.

Andere setzen sie wiederum mit dem Biber gleich und finden Nutrias durchaus sympathisch. Diese Nutria Fans verwöhnen die Nutrias in den Stadtparks dann gern mit frischem Gemüse, wodurch sie schließlich auch von weniger Natur liebenden und weniger gut informierten Parkbesuchern entdeckt werden. Und nicht selten ist das der Punkt, an dem die Situation eskaliert.

Dann werden Rufe nach Abschuss und Bekämpfung laut, was wiederum den Beschützerinstinkt der Nutria Fans weckt, die daraufhin noch mehr frisches Gemüse in den Stadtpark bringen. Und so beginnt ein Teufelskreis, in dem die Stimmung immer weiter hoch kocht. Und am Ende haben die zu leiden, die eigentlich überhaupt nichts dafür können – die Nutrias selbst.

Vielleicht sollten wir endlich lernen diese tollen Tiere als das zu begreifen und akzeptieren was sie sind, nämlich ein Teil unserer Natur, in der sie wunderbar und in Frieden leben können und für die sie sich sogar als äußerst nützlich erweisen, wenn wir sie einfach nur in Ruhe lassen.

Ich bin der Meinung, Nutrias brauchen unsere Hilfe – und zwar dringend! Aber nicht in der Form von Karotten, Äpfeln und anderen Leckereien, sondern in der Form von Aufklärungsarbeit. Aufklärung und Information, die hilft Vorurteile, Missverständnisse und weit verbreitete Irrtümer abzubauen!

Der Biber kennt solche Image Probleme nicht, den Biber finden alle süß!

Der Biber hat Glück, er kennt keine Image Probleme. Den Biber lieben alle! Kein Wunder, schließlich haben uns lustige Biber Comics schon in Kindertagen von der Zahnpastatube angelächelt. (Auch wenn man ihn dort aus Marketing-Gründen mit weißen Zähnen dargestellt hat, obwohl die vorderen Zähne des Bibers in Wahrheit genau so orange sind, wie die Zähne der Nutrias.) Egal – den Biber kennen wir, den Biber lieben wir!

Biber und Nutria - auf den ersten Blick oft kaum zu unterscheiden

Nutrias sehen dem Biber so ähnlich, dass selbst Biologen und Zoologen oft zweimal hinschauen müssen, um zu erkennen, ob es sich um Nutria oder Biber handelt. Erkennen lässt sich der Unterschied am Schwanz. Der Biber hat einen platten Schwanz, (ähnlich der Form einer Maurerkelle, daher auch "Kelle" genannt), Nutrias haben einen runden Schwanz – und damit ein Image-Problem.

In einem Stadtpark wurde ich einmal Zeuge einer Situation, die mir zu denken gab: Eine Familie stand am Wasser und rief verzückt: „Oh schau mal, ein Biber! Wie süüüüüüüüß!!!“ Die ganze Familie war total aus dem Häuschen. Voll Begeisterung und Schwärmerei haben sie den vermeintlichen Biber eine ganze Weile beobachtet, Handyfotos geschossen und sich riesig gefreut, so viel Natur mitten in der Stadt erleben zu dürfen. Als der vermeintliche Biber dann aus dem Wasser stieg und der runde Schwanz der Nutria zum Vorschein kam, kippte die Stimmung mit einem Schlag. „Igitt, das ist ja eine Ratte!“, kreischte die Mutter angewidert und zerrte ihre Kinder schnell vom Wasser weg. „Das ist ja eklig, dagegen muss die Stadt doch was unternehmen!“, hörte ich sie dann noch meckern, während sie eilig von dannen zogen....

Der Vorfall hat mich wirklich nachdenklich gemacht. Ein paar läppische Zentimeter die anders geformt sind, als wir es von den niedlichen Comic Figuren kennen, und schon schlägt totale Begeisterung in blanken Hass um. Von einer Sekunde wird aus einem verzückten "Oh wie süß!" ein "Igitt wie eklig!", ohne dass dieses Tier irgend etwas böses getan hat. Ist das wirklich fair?

Doch auch der Biber muss manchmal als Sündenbock herhalten

Der kleine "optische Vorteil" verhilft dem Biber zwar dazu "süß" gefunden zu werden, aber es schützt ihn nicht davor, gelegentlich auch mal unschuldig als Sündenbock verteufelt zu werden, wie man hier auf der Seite des BUND Naturschutz in Bayern e.V. nachlesen kann. Es ist eben einfach Tieren die Schuld in die Schuhe zu schieben für Fehler, die der Mensch macht ....

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