Abgesehen von der wirklich tollen und empfehlenswerten Info-Seite www.nutria-info.com konnte ich im Netz bisher wenig deutschsprachige Beiträge über Nutrias und deren Verhaltensweisen finden, die ich wirklich empfehlen könnte. Umso spannender ist es, die Tiere intensiv zu beobachten und auf diese Weise mehr über ihr natürliches Verhalten zu lernen. So hatte ich zum Beispiel schon an diversen Stellen gelesen, dass sich Nutrias von Wasserpflanzen, Gräsern und Kräutern ernähren. Das Nutrias aber offenbar auch gerne Eicheln fressen, hatte ich bisher noch nirgendwo lesen können, habe es aber zufällig bei einer meiner Beobachtungstouren entdeckt. Und wie es scheint, schmeckt die Schale der Eichel mindestens genau so gut wie der Kern:
Ich glaube, Nutrias haben noch sehr, sehr viele Geheimnisse, von denen wir nichts wissen und nichts ahnen. Umso trauriger ist es, dass so oft der Schrei nach "Bekämpfung" laut wird, obwohl die, die das fordern meist so gut wie gar nichts über diese Tiere wissen. Haben wir nicht schon genug Tierarten ausgerottet, bevor sie je richtig erforscht wurden? Und sollten wir nicht endlich einmal anfangen aus unseren Fehlern zu lernen?
Uferschäden durch Nutrias?
Nutrias werden immer wieder für Uferschäden verantwortlich gemacht, die sie selbst gar nicht verursacht haben. Theoretisch können sie zwar graben, aber Nutrias sind von Natur aus äußerst bequeme Tiere. Opportunisten, die bereitwillig (fast) alles als Behausung annehmen, was sich als Schutz vor Kälte und Feinden eignet. Sie bauen Nester aus Ästen und Schilf, nehmen Nischen unter Totholz als Unterschlupf an (> Foto stern.de), besetzen Bisambauten, schlafen unter freiem Himmel, oder gehen - wie hier in einem Filmbeitrag des RTL Hessen zu sehen, sogar freiwillig in ein nahe gelegenes Tiergehege, um dort in einem Häuschen mit Stroh Schutz zu suchen. Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, graben sie nicht selbst, denn dafür sind sie auch von der Natur gar nicht gut ausgerüstet. Im Gegensatz zu Biber und Bisam liegen die Eingänge von Nutria Nestern auch immer über dem Wasserspiegel, was den Uferschutz eigentlich ganz einfach macht.
Es wäre so einfach Ufer zu schützen - konstruktive Lösungen sind leicht umsetzbar und kosten fast nichts. Fehlt den Städten nur der gute Wille?
Ginge es den Städten wirklich nur darum, befürchtete Uferschäden vermeiden zu wollen, wäre die Lösung denkbar einfach: Man könnte den Nutrias einen Unterschlupf anbieten - sei es in Form eines ausgehöhlten Baumstammes, eines Häuschens, alte Wasserrohre, Reisighaufen o.ä. - Nutrias sind da flexibel.
Die optimale Position für einen Nutria Unterschlupf wäre möglichst nahe am Wasser und oberhalb des Wasserspiegels, an einer Stelle, an der die Tiere nicht durch Menschen, Hunde usw. gestört werden. Ein perfekter Standort wäre zum Beispiel eine kleine Insel im See. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Nutrias eine geeignete künstliche, bzw. naturnahe Behausung gerne annehmen, ist extrem hoch. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die Einschätzung anderer Nutria Freunde, die sich intensiv mit dieser Spezies beschäftigen. Die Gefahr von Uferschäden wäre damit gebannt, bevor überhaupt Schäden entstehen können und die Kosten wären geringer, als die Kosten einer "Bekämpfung" der Tiere. Ja, so simpel könnte es sein Naturschutz, Tierschutz und einen verantwortungsbewussten Umgang mit Steuergeldern unter einen Hut zu bringen.
Nutrias als Chance verstehen - und zum Vorbild für viele andere Städte werden
Man könnte aber auch noch einen Schritt weiter gehen. Wenn nur eine einzige Stadt einmal tierfreundlich und fortschrittlich genug wäre ein solches Experiment zu wagen, könnte man eine Webcam am künstlich geschaffenen Nutria Bau istallieren und so endlich mehr über die Lebensweise der Tiere erfahren, die viele gerne ausrotten möchten, obwohl sie nur wenig erforscht sind.
Eine Stadt, die endlich einmal Herz und Verstand genug hätte, ein solches Projekt zu wagen, (ein Projekt, das obendrein und noch mit einem sehr geringen finziellen Aufwand umsetzbar wäre!) hätte die Chance Vorbild für ganz Deutschland zu werden. Intelligentes, tierfreundliches und naturfreundliches Wildtier-Management dieser Art würde einem OB der das Thema konstruktiv anginge sicher nicht nur viele Sympathien und Wählerstimmen einbringen, eine Live-Cam in den Nutria Bau und Einblicke in das Geheime Leben dieser Tiere würden auch die Website der Stadt attraktiv machen, und zwar weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Aufklärung als Präventiv-Maßnahme vor übertriebener Fütterung
Sieht man sich die traurigen Negativ-Beispiele an, die in der Vergangenheit durch die Presse gingen, gibt es in allen Fällen Parallelen: Zwischen Stadt und Bürgern kam es immer wieder zum Streit um die Fütterung. Die Städte gaben den "Fütterern" die Schuld, warfen ihnen vor damit eine zu starke Vermehrung der Tiere verursacht zu haben, weswegen man sie nun "bekämpfen" müsse, da es sonst eventuell zu Uferschädigungen kommen könnte. Der Schrei nach "Bekämpfung" stachelte dann wiederum den Beschützerinstinkt der Fütterer an, die fortan noch mehr Gemüse in die Parks trugen. Statt gemeinsam eine konstruktive Lösung zu suchen, machten sich Stadt und Bürger gegenseitig heftige Vorwürfe, es hagelte unschöne Beschimpfungen von beiden Seiten - und leiden müssen am Ende immer die, die nun wirklich gar nichts dafür können - die Nutrias, die dann qualvoll in Fallen verenden oder erschossen werden.
Eine Stadt, die den Tieren eine Chance gibt, könnte mit einer Aufklärungskampagne dafür sorgen, dass auch die Bürger vernünftiger werden und einsehen, dass übertriebene Fütterung schadet. Sponsoren, die Info-Flyer finanzieren würden, ließen sich sicherlich schnell finden - schließlich gibt es einige Menschen, die die putzigen Nager wegen ihrer freundlichen Art lieben. Aufgeklärte Bürger wären auch in Punkto Fütterung sicher sehr viel einsichtiger und vernünftiger, wenn sie sehen würden, dass ihre Stadt tierfreundlich eingestellt ist und den Nutrias eine Chance gibt.
Bildung fördern, statt Vorurteile und Xenophobie zu pflegen, das wäre mal ein kostruktiver Ansatz, der Geschichte schreiben könnte. Alles was es dazu braucht ist ein Bürgermeister, der bereit ist es besser zu machen als die Städte und Gemeinden, die in der "Nutria-Frage" mit den Bürgern auf Konfrontationskurs gingen und die Tiere unter dem Vorwand des Uferschutzes bekämpften. Ein Bürgermeister, der Herz und Verstand genug hat, neue Wege zu gehen und den wilden Verwandten unserer Meerschweinchen eine Chance zu geben. Ob es so einen fortschrittlichen Bürgermeister jemals geben wird? Ich hoffe es von ganzem Herzen!
Deshalb mein Apell an alle Bürgermeister: Trauen Sie sich klug zu sein! Trauen Sie sich fortschrittlich zu denken und es besser zu machen, als die Beispiele, die in der Vergangenheit für Negativ-Schalgzeilen sorgten. Trauen Sie sich, ein Vorzeigeprojekt auf die Beine zu stellen, an dem sich auch andere Städte und Gemeinden eines Tages ein Beispiel nehmen können!
Bildquellen der in diesem Beitrag verwendeten Bilder:
Video: Lydia Albersmann
Lizenzgeber Foto junges Nutria im Baumtsamm: Urheber Photozi | fotolia.com
Lizenzgeber Foto Nutria im Schilfnest: Urheber Fabio Barni | fotolia.com
Lizenzgeber Foto Nutria mit Jungen im Nest aus Ästen: Urheber gabylegeai | fotolia.com
Tags: Nutria, Uferschäden, Nutrias, Nutria Bau, Nutria Nest
Ich glaube, Nutrias haben noch sehr, sehr viele Geheimnisse, von denen wir nichts wissen und nichts ahnen. Umso trauriger ist es, dass so oft der Schrei nach "Bekämpfung" laut wird, obwohl die, die das fordern meist so gut wie gar nichts über diese Tiere wissen. Haben wir nicht schon genug Tierarten ausgerottet, bevor sie je richtig erforscht wurden? Und sollten wir nicht endlich einmal anfangen aus unseren Fehlern zu lernen?
Uferschäden durch Nutrias?
Nutrias werden immer wieder für Uferschäden verantwortlich gemacht, die sie selbst gar nicht verursacht haben. Theoretisch können sie zwar graben, aber Nutrias sind von Natur aus äußerst bequeme Tiere. Opportunisten, die bereitwillig (fast) alles als Behausung annehmen, was sich als Schutz vor Kälte und Feinden eignet. Sie bauen Nester aus Ästen und Schilf, nehmen Nischen unter Totholz als Unterschlupf an (> Foto stern.de), besetzen Bisambauten, schlafen unter freiem Himmel, oder gehen - wie hier in einem Filmbeitrag des RTL Hessen zu sehen, sogar freiwillig in ein nahe gelegenes Tiergehege, um dort in einem Häuschen mit Stroh Schutz zu suchen. Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, graben sie nicht selbst, denn dafür sind sie auch von der Natur gar nicht gut ausgerüstet. Im Gegensatz zu Biber und Bisam liegen die Eingänge von Nutria Nestern auch immer über dem Wasserspiegel, was den Uferschutz eigentlich ganz einfach macht.
Nutrias nehmen nahezu alles als Bau an, was Schutz vor Witterung und Feinden bietet |
Es wäre so einfach Ufer zu schützen - konstruktive Lösungen sind leicht umsetzbar und kosten fast nichts. Fehlt den Städten nur der gute Wille?
Ginge es den Städten wirklich nur darum, befürchtete Uferschäden vermeiden zu wollen, wäre die Lösung denkbar einfach: Man könnte den Nutrias einen Unterschlupf anbieten - sei es in Form eines ausgehöhlten Baumstammes, eines Häuschens, alte Wasserrohre, Reisighaufen o.ä. - Nutrias sind da flexibel.
Die optimale Position für einen Nutria Unterschlupf wäre möglichst nahe am Wasser und oberhalb des Wasserspiegels, an einer Stelle, an der die Tiere nicht durch Menschen, Hunde usw. gestört werden. Ein perfekter Standort wäre zum Beispiel eine kleine Insel im See. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Nutrias eine geeignete künstliche, bzw. naturnahe Behausung gerne annehmen, ist extrem hoch. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die Einschätzung anderer Nutria Freunde, die sich intensiv mit dieser Spezies beschäftigen. Die Gefahr von Uferschäden wäre damit gebannt, bevor überhaupt Schäden entstehen können und die Kosten wären geringer, als die Kosten einer "Bekämpfung" der Tiere. Ja, so simpel könnte es sein Naturschutz, Tierschutz und einen verantwortungsbewussten Umgang mit Steuergeldern unter einen Hut zu bringen.
Nutrias als Chance verstehen - und zum Vorbild für viele andere Städte werden
Man könnte aber auch noch einen Schritt weiter gehen. Wenn nur eine einzige Stadt einmal tierfreundlich und fortschrittlich genug wäre ein solches Experiment zu wagen, könnte man eine Webcam am künstlich geschaffenen Nutria Bau istallieren und so endlich mehr über die Lebensweise der Tiere erfahren, die viele gerne ausrotten möchten, obwohl sie nur wenig erforscht sind.
Eine Stadt, die endlich einmal Herz und Verstand genug hätte, ein solches Projekt zu wagen, (ein Projekt, das obendrein und noch mit einem sehr geringen finziellen Aufwand umsetzbar wäre!) hätte die Chance Vorbild für ganz Deutschland zu werden. Intelligentes, tierfreundliches und naturfreundliches Wildtier-Management dieser Art würde einem OB der das Thema konstruktiv anginge sicher nicht nur viele Sympathien und Wählerstimmen einbringen, eine Live-Cam in den Nutria Bau und Einblicke in das Geheime Leben dieser Tiere würden auch die Website der Stadt attraktiv machen, und zwar weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Aufklärung als Präventiv-Maßnahme vor übertriebener Fütterung
Sieht man sich die traurigen Negativ-Beispiele an, die in der Vergangenheit durch die Presse gingen, gibt es in allen Fällen Parallelen: Zwischen Stadt und Bürgern kam es immer wieder zum Streit um die Fütterung. Die Städte gaben den "Fütterern" die Schuld, warfen ihnen vor damit eine zu starke Vermehrung der Tiere verursacht zu haben, weswegen man sie nun "bekämpfen" müsse, da es sonst eventuell zu Uferschädigungen kommen könnte. Der Schrei nach "Bekämpfung" stachelte dann wiederum den Beschützerinstinkt der Fütterer an, die fortan noch mehr Gemüse in die Parks trugen. Statt gemeinsam eine konstruktive Lösung zu suchen, machten sich Stadt und Bürger gegenseitig heftige Vorwürfe, es hagelte unschöne Beschimpfungen von beiden Seiten - und leiden müssen am Ende immer die, die nun wirklich gar nichts dafür können - die Nutrias, die dann qualvoll in Fallen verenden oder erschossen werden.
Eine Stadt, die den Tieren eine Chance gibt, könnte mit einer Aufklärungskampagne dafür sorgen, dass auch die Bürger vernünftiger werden und einsehen, dass übertriebene Fütterung schadet. Sponsoren, die Info-Flyer finanzieren würden, ließen sich sicherlich schnell finden - schließlich gibt es einige Menschen, die die putzigen Nager wegen ihrer freundlichen Art lieben. Aufgeklärte Bürger wären auch in Punkto Fütterung sicher sehr viel einsichtiger und vernünftiger, wenn sie sehen würden, dass ihre Stadt tierfreundlich eingestellt ist und den Nutrias eine Chance gibt.
Bildung fördern, statt Vorurteile und Xenophobie zu pflegen, das wäre mal ein kostruktiver Ansatz, der Geschichte schreiben könnte. Alles was es dazu braucht ist ein Bürgermeister, der bereit ist es besser zu machen als die Städte und Gemeinden, die in der "Nutria-Frage" mit den Bürgern auf Konfrontationskurs gingen und die Tiere unter dem Vorwand des Uferschutzes bekämpften. Ein Bürgermeister, der Herz und Verstand genug hat, neue Wege zu gehen und den wilden Verwandten unserer Meerschweinchen eine Chance zu geben. Ob es so einen fortschrittlichen Bürgermeister jemals geben wird? Ich hoffe es von ganzem Herzen!
Deshalb mein Apell an alle Bürgermeister: Trauen Sie sich klug zu sein! Trauen Sie sich fortschrittlich zu denken und es besser zu machen, als die Beispiele, die in der Vergangenheit für Negativ-Schalgzeilen sorgten. Trauen Sie sich, ein Vorzeigeprojekt auf die Beine zu stellen, an dem sich auch andere Städte und Gemeinden eines Tages ein Beispiel nehmen können!
Bildquellen der in diesem Beitrag verwendeten Bilder:
Video: Lydia Albersmann
Lizenzgeber Foto junges Nutria im Baumtsamm: Urheber Photozi | fotolia.com
Lizenzgeber Foto Nutria im Schilfnest: Urheber Fabio Barni | fotolia.com
Lizenzgeber Foto Nutria mit Jungen im Nest aus Ästen: Urheber gabylegeai | fotolia.com
Tags: Nutria, Uferschäden, Nutrias, Nutria Bau, Nutria Nest