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Mittwoch, 18. November 2015

Nutrias: Eine Tierart von der wir nur wenig wissen ...

Abgesehen von der wirklich tollen und empfehlenswerten Info-Seite www.nutria-info.com konnte ich im Netz bisher wenig deutschsprachige Beiträge über Nutrias und deren Verhaltensweisen finden, die ich wirklich empfehlen könnte. Umso spannender ist es, die Tiere intensiv zu beobachten und auf diese Weise mehr über ihr natürliches Verhalten zu lernen. So hatte ich zum Beispiel schon an diversen Stellen gelesen, dass sich Nutrias von Wasserpflanzen, Gräsern und Kräutern ernähren. Das Nutrias aber offenbar auch gerne Eicheln fressen, hatte ich bisher noch nirgendwo lesen können, habe es aber zufällig bei einer meiner Beobachtungstouren entdeckt. Und wie es scheint, schmeckt die Schale der Eichel mindestens genau so gut wie der Kern:


Ich glaube, Nutrias haben noch sehr, sehr viele Geheimnisse, von denen wir nichts wissen und nichts ahnen. Umso trauriger ist es, dass so oft der Schrei nach "Bekämpfung" laut wird, obwohl die, die das fordern meist so gut wie gar nichts über diese Tiere wissen. Haben wir nicht schon genug Tierarten ausgerottet, bevor sie je richtig erforscht wurden? Und sollten wir nicht endlich einmal anfangen aus unseren Fehlern zu lernen?

Uferschäden durch Nutrias?

Nutrias werden immer wieder für Uferschäden verantwortlich gemacht, die sie selbst gar nicht verursacht haben. Theoretisch können sie zwar graben, aber Nutrias sind von Natur aus äußerst bequeme Tiere. Opportunisten, die bereitwillig (fast) alles als Behausung annehmen, was sich als Schutz vor Kälte und Feinden eignet. Sie bauen Nester aus Ästen und Schilf, nehmen Nischen unter Totholz als Unterschlupf an (> Foto stern.de), besetzen Bisambauten, schlafen unter freiem Himmel,  oder gehen - wie hier in einem Filmbeitrag des RTL Hessen zu sehen, sogar freiwillig in ein nahe gelegenes Tiergehege, um dort in einem Häuschen mit Stroh Schutz zu suchen. Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, graben sie nicht selbst, denn dafür sind sie auch von der Natur gar nicht gut ausgerüstet. Im Gegensatz zu Biber und Bisam liegen die Eingänge von Nutria Nestern auch immer über dem Wasserspiegel, was den Uferschutz eigentlich ganz einfach macht.

Nutrias nehmen nahezu alles als Bau an, was Schutz vor Witterung und Feinden bietet

Es wäre so einfach Ufer zu schützen - konstruktive Lösungen sind leicht umsetzbar und kosten fast nichts. Fehlt den Städten nur der gute Wille?

Ginge es den Städten wirklich nur darum, befürchtete Uferschäden vermeiden zu wollen, wäre die Lösung denkbar einfach: Man könnte den Nutrias einen Unterschlupf anbieten - sei es in Form eines ausgehöhlten Baumstammes, eines Häuschens, alte Wasserrohre, Reisighaufen o.ä.  - Nutrias sind da flexibel.

Die optimale Position für einen Nutria Unterschlupf wäre möglichst nahe am Wasser und oberhalb des Wasserspiegels, an einer Stelle, an der die Tiere nicht durch Menschen, Hunde usw. gestört werden. Ein perfekter Standort wäre zum Beispiel eine kleine Insel im See. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Nutrias eine geeignete künstliche, bzw. naturnahe Behausung gerne annehmen, ist extrem hoch. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die Einschätzung anderer Nutria Freunde, die sich intensiv mit dieser Spezies beschäftigen. Die Gefahr von Uferschäden wäre damit gebannt, bevor überhaupt Schäden entstehen können und die Kosten wären geringer, als die Kosten einer "Bekämpfung" der Tiere. Ja, so simpel könnte es sein Naturschutz, Tierschutz und einen verantwortungsbewussten Umgang mit Steuergeldern unter einen Hut zu bringen.

Nutrias als Chance verstehen - und zum Vorbild für viele andere Städte werden

Man könnte aber auch noch einen Schritt weiter gehen. Wenn nur eine einzige Stadt einmal tierfreundlich und fortschrittlich genug wäre ein solches Experiment zu wagen, könnte man eine Webcam am künstlich geschaffenen Nutria Bau istallieren und so endlich mehr über die Lebensweise der Tiere erfahren, die viele gerne ausrotten möchten, obwohl sie nur wenig erforscht sind.

Eine Stadt, die endlich einmal Herz und Verstand genug hätte, ein solches Projekt zu wagen, (ein Projekt, das obendrein und noch mit einem sehr geringen finziellen Aufwand umsetzbar wäre!) hätte die Chance Vorbild für ganz Deutschland zu werden. Intelligentes, tierfreundliches und naturfreundliches Wildtier-Management dieser Art würde einem OB der das Thema konstruktiv anginge sicher nicht nur viele Sympathien und Wählerstimmen einbringen, eine Live-Cam in den Nutria Bau und Einblicke in das Geheime Leben dieser Tiere würden auch die Website der Stadt attraktiv machen, und zwar weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Aufklärung als Präventiv-Maßnahme vor übertriebener Fütterung

Sieht man sich die traurigen Negativ-Beispiele an, die in der Vergangenheit durch die Presse gingen, gibt es in allen Fällen Parallelen: Zwischen Stadt und Bürgern kam es immer wieder zum Streit um die Fütterung. Die Städte gaben den "Fütterern" die Schuld, warfen ihnen vor damit eine zu starke Vermehrung der Tiere verursacht zu haben, weswegen man sie nun "bekämpfen" müsse, da es sonst eventuell zu Uferschädigungen kommen könnte. Der Schrei nach "Bekämpfung" stachelte dann wiederum den Beschützerinstinkt der Fütterer an, die fortan noch mehr Gemüse in die Parks trugen. Statt gemeinsam eine konstruktive Lösung zu suchen, machten sich Stadt und Bürger gegenseitig heftige Vorwürfe, es hagelte unschöne Beschimpfungen von beiden Seiten - und leiden müssen am Ende immer die, die nun wirklich gar nichts dafür können - die Nutrias, die dann qualvoll in Fallen verenden oder erschossen werden.

Eine Stadt, die den Tieren eine Chance gibt, könnte mit einer Aufklärungskampagne dafür sorgen, dass auch die Bürger vernünftiger werden und einsehen, dass übertriebene Fütterung schadet. Sponsoren, die Info-Flyer finanzieren würden, ließen sich sicherlich schnell finden - schließlich gibt es einige Menschen, die die putzigen Nager wegen ihrer freundlichen Art lieben. Aufgeklärte Bürger wären auch in Punkto Fütterung sicher sehr viel einsichtiger und vernünftiger, wenn sie sehen würden, dass ihre Stadt tierfreundlich eingestellt ist und den Nutrias eine Chance gibt.

Bildung fördern, statt Vorurteile und Xenophobie zu pflegen, das wäre mal ein kostruktiver Ansatz, der Geschichte schreiben könnte. Alles was es dazu braucht ist ein Bürgermeister, der bereit ist es besser zu machen als die Städte und Gemeinden, die in der "Nutria-Frage" mit den Bürgern auf Konfrontationskurs gingen und die Tiere unter dem Vorwand des Uferschutzes bekämpften. Ein Bürgermeister, der Herz und Verstand genug hat, neue Wege zu gehen und den wilden Verwandten unserer Meerschweinchen eine Chance zu geben. Ob es so einen fortschrittlichen Bürgermeister jemals geben wird? Ich hoffe es von ganzem Herzen!

Deshalb mein Apell an alle Bürgermeister: Trauen Sie sich klug zu sein! Trauen Sie sich fortschrittlich zu denken und es besser zu machen, als die Beispiele, die in der Vergangenheit für Negativ-Schalgzeilen sorgten. Trauen Sie sich, ein Vorzeigeprojekt auf die Beine zu stellen, an dem sich auch andere Städte und Gemeinden eines Tages ein Beispiel nehmen können!


Bildquellen der in diesem Beitrag verwendeten Bilder:
Video: Lydia Albersmann
Lizenzgeber Foto junges Nutria im Baumtsamm: Urheber Photozi | fotolia.com  
Lizenzgeber Foto  Nutria im Schilfnest: Urheber Fabio Barni | fotolia.com
Lizenzgeber Foto  Nutria mit Jungen im Nest aus Ästen: Urheber gabylegeai | fotolia.com

Tags: Nutria, Uferschäden, Nutrias, Nutria Bau, Nutria Nest

Donnerstag, 12. November 2015

Ein Sonntag Morgen bei Familie Nutria …

… sieht auch nicht viel anders aus als ein Sonntag Morgen in Millionen deutschen Durchschnitts-Familien. Die Kinder sind früh wach und quengeln, während die Mama eigentlich gerne mal ausschlafen würde. ;o) Da wird gekuschelt und herzhaft gegähnt, man räkelt sich und lässt es ruhig angehen ….


Einfach nur knuffig, diese Tiere, oder?

Mittwoch, 11. November 2015

Nutrias - "Fressmaschinen", die Landstriche kahl fressen und Ernten vernichten?

Warum wir solche Behauptungen für Gerüchte halten ...

Von einer Nutria Freundin wurde ich gestern auf einen Zeitungsartikel aufmerksam gemacht, in dem behauptet wird, dass Nutrias angeblich „ganze Maisernten vernichten würden“. Ist das wahr, oder handelt es sich bei solchen Geschichten um frei erfundene „Räuberpistolen“? Ohne eindeutige Beweise wird sich das wohl kaum eindeutig klären lassen. Aber ich habe Nutrias schon mehrmals in freier Wildbahn beim Fressen gefilmt, noch häufiger nur beobachtet und frage mich ehrlich gesagt schon, wie es den Tieren bei diesem doch relativ gemütlichen Fresstempo gelingen soll, angeblich „ganze Landstriche kahl zu fressen“. Schauen Sie doch einfach mal selbst und bilden Sie sich eine eigene Meinung:


Nach diesem Frühstück im Schilf folgte eine lange Pause mit ausgiebiger Fellpflege, minutenlang in die Gegend schauen, (offenbar eine Lieblingsbeschäftigung der Nutrias), wieder Fellpflege, wieder Pause usw. …. irgendwann ging die Nahrungssuche dann endlich weiter:


Auch hier wirkt das Tier nun wirklich nicht wie eine "gefräßige Plage", die alles in sich hinein stopft. Es sind zwar nur ein paar Minuten Filmmaterial, aber das hat einen Grund: Ich habe dieses Tier mehr als 2 ½ Stunden auf seiner Futtersuche begleitet und kann Ihnen versichern: Weder in der Futtermenge, noch in der Fressgeschwindigkeit war irgend eine Steigerung zu entdecken. Und ich kann auch versichern, dass ich dem Tier von der anderen Seite des Ufers in so großer Entfernung gefolgt bin, dass es meine Anwesenheit nicht bemerken konnte und sich somit völlig natürlich verhalten hat.

Die meiste Zeit hat das Pelzknäuel mit schwimmen, Fellpflege, und inspizieren der Umgebung verbracht. Und nach den gut 2 ½ Std. Nahrungssuche, hat sich die Nutria erst einmal gemütlich zur Ruhe gebettet. Auch an anderen Stellen habe ich schon verschiedene Nutrias beobachtet, Tempo und Menge der aufgenommenen Nahrung lagen immer im Rahmen dessen, was hier in den Videos zu sehen ist.

Mal ganz abgesehen von den doch sehr gemächlich und durchaus wählerisch wirkenden Fressgewohnheiten, halten sich Nutrias nach unseren Beobachtungen immer so nah wie irgend möglich am Wasser auf. Kein Wunder, denn im Wasser sind Nutrias sehr viel schneller und wendiger als an Land. Zur Not können sie bei Gefahr auch tauchen, wenn ihnen Feinde wie Greifvögel und Füchse nachstellen, da wundert es nicht, dass Nutrias den sicheren Uferbereich nur selten verlassen. Wie Nutrias also angeblich „ganze Maisfelder leer fressen“ sollen, bleibt uns ein Rätsel. Mal ganz, ganz vorsichtig formuliert würden wir sagen, dass wir Behauptungen dieser Art für maßlose Übertreibung halten – soweit unsere persönliche Meinung dazu.

Anders als Ratten und Mäuse, können Nutrias auch nicht an Maispflanzen hoch klettern, denn ihre Hinterfüße ähneln den Füßen von Enten - perfekt zum Schwimmen, aber völlig ungeeignet um Maispflanzen zu erklimmen. Abgesehen davon wären Nutrias dafür auch zu schwer. Sie müssten die Maispflanze wohl ausgraben, um überhaupt an den Maiskolben zu gelangen.

In diesem Zusammenhang sollte man sich vielleicht auch vor Augen führen, dass die Jagd ein unter Landwirten sehr weit verbreitetes Hobby ist. Sehr viele Landwirte sind aktive Jäger, somit dürfte die Frage berechtigt sein, ob hier die angeblichen Fraßschäden nicht gerne mal dramatisert werden, um die Bejagung der Nutrias zu rechtfertigen.

Wir wollen ja gar nicht ausschließen, dass Nutrias vereinzelt auch mal am Feldrand naschen, (obwohl wir es selbst bisher noch nicht beobachtet haben), aber wir gehen davon aus, dass sie dabei nicht mehr „stehlen“ als es zum Beispiel auch Eichhörnchen tun. Die durch Mäuse und Ratten verursachten Ernteausfälle dürften wohl sehr viel höher sein, als die Schäden, die vielleicht vereinzelt mal durch Nutrias verursacht werden. Und auch die Schäden, die durch Spaziergänger verursacht werden, die sich im Vorbeigehen mal einen Maiskolben für den Grill, für's selbstgemachte Popcorn, oder für die Herbst-Deko in die Manteltasche stecken, dürften höher sein, als die Schäden die Nurtias „anrichten“. Also, liebe Leute - vielleicht einfach mal die Kirche im Dorf und den Mais auf dem Acker lassen. ;-)

Sonntag, 8. November 2015

Nützliche Einwanderer: Nutrias als Schädlingsbekämpfer und Teichpfleger

Nutrias - nützliche Einwanderer
Nutrias zur Vertreibung von „Bisamratten“

Dass Nutrias in Deutschland und Frankreich ausgewildert wurden, um Fischteiche von allzu üppigen Pflanzenwachstum zu befreien und dem unerwünschten Verlanden von Seen entgegen zu wirken, war mir bekannt. Auch das Nutrias die Verbreitung der unbeliebten Bisamratten mindern, weil sie gerne deren Bauten besetzen und den gleichen Speiseplan haben, wie die kleineren Bisams, war mir bekannt. Dass in Deutschland jedoch Nutrias auch ganz gezielt als "Schädlingsbekämpfer" angesiedelt wurden, um die Vermehrung der „Bisamratten“ einzudämmen, war mir jedoch neu. (Quelle: Cosmos Media UG, Kai Hirschmann, www.helles-koepfchen.de/artikel/1127.html)

Und warum werden die Bisamratten bekämpft? 

Im Gegensatz zur Nutria, die entweder oberirdische Schilfnester bewohnt, gerne auch vorhande Möglichkeiten aller Art als Behausung annimmt (alte Wasserrohre, Schlupfwinkel unter Baumstämmen o.ä.) oder sich mit einer einfachen Erdröhre ohne Verzweigungen begnügt, pflegen Bisams eine sehr viel größere „Buddel-Leidenschaft“ wenn es um Erdbauten geht. Bisams graben verzweigte Höhlen mit einem Schlafkessel und mehreren Ein-/ Ausgängen, die teilweise auch unter Wasser liegen. Bei steigendem oder fallendem Wasserstand wird der Eingang vom Bisam jeweils entsprechend höher oder tiefer angelegt, teilweise dann auch vom Wasser noch unterspült, sodass Bisambauten Schäden an Uferböschungen und Deichen verursachen können. Außerdem pflanzen sich "Bisamratten" sehr viel häufiger, schneller und zahlreicher fort als Nutrias. Möglicherweise hat sich auch auch wegen dieser Reproduktionsfähigkeit des Bisams umgangssprachlich der Begriff „Bisamratte“ durchgesetzt, obwohl der Bisam zoologisch gesehen auch keine Rattenart ist, sondern zu den Wühlmäusen gehört.

Ist irgendwo schon ein Bisambau vorhanden, besetzen Nutrias diesen gerne. Nutrias sind eben von Natur aus sehr bequeme Opportunisten - was immer bereits vorhanden ist und einen Schutz vor Witterung bietet, wird gerne angenommen, auch wenn der Bau dem kleineren Bisam gehört. Das ist wohl auch der Gund, warum Bisams Lebensräume meiden, in denen Nutrias vorkommen. Eigentlich sollte dies die Städte ja eher freuen, doch die "Hausbesetzung" wird den Nutrias oft zum Verhängenis, weil die Nutrias dann für die Schäden verantwortlich gemacht werden, die sie selbst gar nicht verursacht haben,

Biber und Nutria können gute Nachbarschaft pflegen

Übrigens: Biber und Nutrias können sehr gut in friedlicher Co-Existenz an einem Gewässer leben, da sie unterschiedliche Speisepläne haben. Während die Hauptnahrung des Bibers Äste und Zeige sind, knabbern Nutrias Wasserpflanzen, Gräser, Käuter, Wurzelknollen, usw. Auch die Bauten des Bibers sind für Nutrias uninteressant. Biber und Nutria stehen also nicht in Konkurrenz zueinander und können gute Nachbarn am See sein.

Und was ist eine Biberratte?

Biberratte ist ein irreführender Begriff,  der umgangssprachlich häufig als Bezeichnung für Nutrias verwendet wird, obwohl Nutrias weder mit dem Biber, noch mit Ratten verwandt sind.

Unterscheidungsmerkmale Nutria, Bisam und Biber

Wie  man die Tiere unterscheiden kann, wird hier mit anschaulichem Bildmaterial und detaillierten Infos erklärt: www.nutria-info.com/unterschied-nutria-biber-bisam

Samstag, 7. November 2015

Stören Nutrias die heimische Tierwelt? Sind sie eine Plage oder eine Bereicherung?

Nutrias stammen - wie unsere Meerschweinchen auch - ursprünglich aus Südamerika, leben aber seit rund 100 Jahren auch an deutschen Gewässern. Einige entkamen aus Pelztierzuchten, einige wurden gezielt zur Gewässerpflege ausgewildert, da sie die Schilfgürtel an Seen schonend und auf natürliche Weise lichten. Während Experten meist die Meinung vertreten, dass Nutrias hier eine Nische besetzen und das natürliche Gleichgewicht nicht stören, behaupten einige Nutria Gegner manchmal, Nutrias würden unsere einheimischen Tiere stören.

Ich habe den Eindruck, dass Nutrias mit allen anderen tierischen Bewohnern an den Gewässern auf  jedem Fall eine sehr friedliche und harmonische Co-Existenz führen. So friedlich und harmonisch, dass wir Menschen uns vielleicht mal ein Beispiel daran nehmen sollten. Aber schauen Sie doch einfach mal selbst und bilden sich dann eine eigene Meinung:


Die Aufnahmen wurden nicht in einem Tierpark, sondern in freier Natur gedreht. Nutrias, Ente und Kormoran teilen sich hier also freiwillig eine kleine Insel als Schlafplatz. Auffallend finden wir: wo immer wir Nutrias antreffen, sind auch Fischreiher und, wie hier, teilweise auch Kormorane anzutreffen. Ob dies ein Zufall ist, oder ob wirklich der Zusammenhang besteht, dass sich die Nutrias positiv auf die Fischbestände auswirken, werden wir noch versuchen herauszufinden.

Nutrias - Plage oder Bereicherung für die Natur?

Hier noch ein Beitrag über Nutrias im Niddatal, wo eine für Deutschland außergewöhnlich große Nutria Population lebt. Frank Uwe Pfuhl vom Naturschutzbund "NABU" äußert in dem Beitrag seine Meinung zu zu dieser besonders großen Nutria Population und kommt dabei zu dem Ergebnis; "Aus Naturschutz-Fachlicher Sicht kein Problem" ... "da gibt es nichts zu meckern."
http://www.rtl-hessen.de/video/7551/die-nutrias-aus-niddatal (Quelle: RTL-Hessen.de)


Experten warnen vor Panikmache um Neobiota (neues Leben aus anderen Ländern)

Gerade wenn es um Nutrias geht, werden Debatten oft hitzig geführt. Nutria-Gegner warnen eindringlich vor den angeblichen "Gefahren" durch Tiere, die ursprünglich aus anderen Ländern stammen. Aber vielleicht sollte man sich nicht allein auf bloße Behauptungen von Laien verlassen, sondern Experten befragen, deren Aussagen sich auf fundiertes Fachwissen und wissenschaftliche Fakten stützen. In einem sehr lesenswerten Artikel auf welt.de, äußern sich mehrere Professoren zu den nicht-einheimischen Tierarten, darunter auch der Rostocker Zoologe Professor Kinzelbach, der den Begriff "Neozon" für eingewanderte Tiere prägte und dem man wohl getrost unterstellen darf, dass es weiß wovon er spricht. Die Experten halten die Aufregung über Neobiata für übertrieben und warnen vor Panikmache.

Dienstag, 3. November 2015

Nutrias = Wasserratten? NEIN, hier gibt es böse Missverständnisse!

Nutrias: Warum werden so nützliche Tiere eigentlich oft so übel angefeindet?

Ich fürchte, es hängt zu einem großen Teil mit den vielen irreführenden Bezeichnungen zusammen, die falsche Negativ-Assoziationen wecken. Begriffe wie „Biberratte“ oder „Wasserratte“ bringen wir schnell mit negativen Eigenschaften der Ratten in Verbindung, die aber gar nichts mit den Nutrias zu tun haben. Man kann ja auch nicht das Meerschwein mit dem Wildschwein gleich setzten, nur weil beide das "Schwein" im Namen tragen.

Besonders irreführend ist der Begriff „Wasserratte“, weil dieser regional auch für die Wanderratte verwendet wird, da auch diese gerne mal im Wasser planscht. Mit diesen "Wasserratten" sind Nutrias aber weder verwandt, (nicht einmal annähernd), noch gibt es Ähnlichkeiten zwischen diesen Arten. So werden Nutrias oft mit schlechten Eigenschaften in Verbindung gebracht und verteufelt, die gar nicht ihre Eigenschaften sind.

Manche hassen sie, manche lieben sie - und so beginnt ein Teufelskreis ...

Die eigentlich sehr nützlichen Nutrias werden aufgrund irreführender Begriffe zum Opfer von Vorurteilen. Sie werden zu Unrecht als Schädlinge bezeichnet und bejagt, als „widerliche Ratten“ abgestempelt und gehasst - vorwiegend von den Menschen, die wenig bis gar nichts über Nutrias wissen und auch nichts wissen wollen.

Andere setzen sie wiederum mit dem Biber gleich und finden Nutrias durchaus sympathisch. Diese Nutria Fans verwöhnen die Nutrias in den Stadtparks dann gern mit frischem Gemüse, wodurch sie schließlich auch von weniger Natur liebenden und weniger gut informierten Parkbesuchern entdeckt werden. Und nicht selten ist das der Punkt, an dem die Situation eskaliert.

Dann werden Rufe nach Abschuss und Bekämpfung laut, was wiederum den Beschützerinstinkt der Nutria Fans weckt, die daraufhin noch mehr frisches Gemüse in den Stadtpark bringen. Und so beginnt ein Teufelskreis, in dem die Stimmung immer weiter hoch kocht. Und am Ende haben die zu leiden, die eigentlich überhaupt nichts dafür können – die Nutrias selbst.

Vielleicht sollten wir endlich lernen diese tollen Tiere als das zu begreifen und akzeptieren was sie sind, nämlich ein Teil unserer Natur, in der sie wunderbar und in Frieden leben können und für die sie sich sogar als äußerst nützlich erweisen, wenn wir sie einfach nur in Ruhe lassen.

Ich bin der Meinung, Nutrias brauchen unsere Hilfe – und zwar dringend! Aber nicht in der Form von Karotten, Äpfeln und anderen Leckereien, sondern in der Form von Aufklärungsarbeit. Aufklärung und Information, die hilft Vorurteile, Missverständnisse und weit verbreitete Irrtümer abzubauen!

Der Biber kennt solche Image Probleme nicht, den Biber finden alle süß!

Der Biber hat Glück, er kennt keine Image Probleme. Den Biber lieben alle! Kein Wunder, schließlich haben uns lustige Biber Comics schon in Kindertagen von der Zahnpastatube angelächelt. (Auch wenn man ihn dort aus Marketing-Gründen mit weißen Zähnen dargestellt hat, obwohl die vorderen Zähne des Bibers in Wahrheit genau so orange sind, wie die Zähne der Nutrias.) Egal – den Biber kennen wir, den Biber lieben wir!

Biber und Nutria - auf den ersten Blick oft kaum zu unterscheiden

Nutrias sehen dem Biber so ähnlich, dass selbst Biologen und Zoologen oft zweimal hinschauen müssen, um zu erkennen, ob es sich um Nutria oder Biber handelt. Erkennen lässt sich der Unterschied am Schwanz. Der Biber hat einen platten Schwanz, (ähnlich der Form einer Maurerkelle, daher auch "Kelle" genannt), Nutrias haben einen runden Schwanz – und damit ein Image-Problem.

In einem Stadtpark wurde ich einmal Zeuge einer Situation, die mir zu denken gab: Eine Familie stand am Wasser und rief verzückt: „Oh schau mal, ein Biber! Wie süüüüüüüüß!!!“ Die ganze Familie war total aus dem Häuschen. Voll Begeisterung und Schwärmerei haben sie den vermeintlichen Biber eine ganze Weile beobachtet, Handyfotos geschossen und sich riesig gefreut, so viel Natur mitten in der Stadt erleben zu dürfen. Als der vermeintliche Biber dann aus dem Wasser stieg und der runde Schwanz der Nutria zum Vorschein kam, kippte die Stimmung mit einem Schlag. „Igitt, das ist ja eine Ratte!“, kreischte die Mutter angewidert und zerrte ihre Kinder schnell vom Wasser weg. „Das ist ja eklig, dagegen muss die Stadt doch was unternehmen!“, hörte ich sie dann noch meckern, während sie eilig von dannen zogen....

Der Vorfall hat mich wirklich nachdenklich gemacht. Ein paar läppische Zentimeter die anders geformt sind, als wir es von den niedlichen Comic Figuren kennen, und schon schlägt totale Begeisterung in blanken Hass um. Von einer Sekunde wird aus einem verzückten "Oh wie süß!" ein "Igitt wie eklig!", ohne dass dieses Tier irgend etwas böses getan hat. Ist das wirklich fair?

Doch auch der Biber muss manchmal als Sündenbock herhalten

Der kleine "optische Vorteil" verhilft dem Biber zwar dazu "süß" gefunden zu werden, aber es schützt ihn nicht davor, gelegentlich auch mal unschuldig als Sündenbock verteufelt zu werden, wie man hier auf der Seite des BUND Naturschutz in Bayern e.V. nachlesen kann. Es ist eben einfach Tieren die Schuld in die Schuhe zu schieben für Fehler, die der Mensch macht ....

Sonntag, 1. November 2015

Nutrias in Stadtparks: Warum füttern für Nutrias zum tödlichen Problem werden kann

Zugegeben, ich kann schon verstehen, dass die Versuchung ist groß ist die Tiere zu füttern, denn Nutrias sind nicht nur sehr niedlich, sondern können manchmal auch recht zutraulich werden. Insbesondere dann, wenn sie sich in Stadtparks angesiedelt haben und an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind. Wer sie wirklich mag, sollte der Versuchung sie zu füttern dennoch widerstehen – und zwar zum Schutz der Tiere.

Abgesehen davon, dass Brot und Kekse keine artgerechte Ernährung für Nutrias sind und Salz, Zucker & Co den Tieren schaden, (was übrigens auch für Schwäne und Enten gilt), kann auch die Fütterung mit gesundem Obst und Gemüse den Nutrias langfristig schaden – zumindest indirekt.

Werden Nutrias in freier Wildbahn gefüttert, können sie sich stärker vermehren, als von der Natur vorgesehen. Wie der Biologe Dr. Samuele Venturini erklärt, regelt sich die Geburtenkontrolle bei Nutrias in der Natur selbst, indem die Tiere einfach weniger Junge zur Welt bringen, wenn Lebensraum und Nahrung knapp werden. Ein genialer Schachzug der Natur, durch den der Bestand automatisch immer auf einem gesunden Level gehalten wird. Es werden nur so viele Jungtiere geboren, wie im Lebensraum Platz und Nahrung finden.

Im Umkehrschluss kann das aber auch bedeuten, dass sie sich stärker vermehren können, wenn sie von Spaziergängern gefüttert werden. Die natürliche Bestandsregulierung gerät aus dem Gleichgewicht, wenn wir der Natur durch Fütterung der Nutrias ins Handwerk pfuschen. Das kann dazu führen, dass Städte, Landwirte und Jäger die Nutrias als Plage ansehen und gegen sie vorgehen wollen - und es leider auch tun.

Erst im Januar 2014 soll es im Schlosspark von Moers zu grausamen Szenen gekommen sein, weil die Stadt Tierfänger angeheuert hatte, die Nutrias mit Schlagfallen töteten - angeblich, weil die Stadt befürchtete, dass möglicherweise Schäden an den Uferböschungen entstehen könnten, wenn sich die Nutrias weiter vermehren würden. Augenzeugen berichteten von minutenlangen qualvollen Todeskämpfen der Tiere.

Auch in anderen Städten wie z.B. Mönchengladbach, Neuss, Grevenbroich sprechen sich Nutria-Gegner immer wieder vehement für die Tötung der Tiere aus.

Wir tun den Nutrias also langfristig keinen Gefallen wenn wir sie füttern - ganz im Gegenteil!

Hinzu kommt: Im Sommer wimmelt es in den Stadtparks nur so vor Besuchern, jeder will mal füttern, jeder bringt was mit. In der Summe ist das immer deutlich mehr, als die Tiere fressen können und so bleiben Reste liegen, die früher oder später auch Ratten anziehen können. Werden dann Giftköder ausgelegt, können auch die Nutrias und andere Tiere elendig daran zugrunde gehen.

Während die Stadtparks in den Sommermonaten vor Besuchern und Enten-Fütterern fast überquellen, bleiben sie an ungemütlichen Wintertagen oft fast Menschenleer. Haben sich die Nutrias dann durch die übertriebene Zufütterung der Spaziergänger stärker vermehrt, als von der Natur vorgesehen, müssen die Tiere  im Winter oft Hunger leiden, was ja auch nicht im Sinne echter Tierfreunde sein kann.

Wenn Sie die Tiere also wirklich mögen, erfreuen Sie sich an ihnen! Tragen Sie ihr Wissen weiter, helfen Sie mit, Missverständnisse aufzuklären und Vorurteile gegen Nutrias zu beseitigen, aber widerstehen Sie der Versuchung die Tiere zu füttern.

Aufklärung und Abbau von Vorurteilen helfen den Nutrias langfristig sehr viel mehr, als mitgebrachte Möhren, Salat, Äpfel und andere leckere Obst- & Gemüsesorten!

Leider gibt es immer noch Menschen (und vereinzelt auch Zeitungen), die sich einfach weigern zu begreifen, dass Nutrias keine schädlichen Ratten sind, und nicht müde werden, gegen Nutrias zu hetzen, sie immer wieder als "Schädlinge" und "Plage" zu diffamieren, um die Stimmung immer weiter aufzuheizen. Dabei haben die Nutrias oft schon jahrelang völlig unbemerkt und ohne Schäden anzurichten in den Parks gelebt, denn sie integrieren sich so perfekt und friedlich in neue Lebensräume, dass sie meist lange Zeit fast niemandem auffallen - bis Parkbesucher anfangen sie zu füttern. Erst dann fallen die Nutrias auch den Leuten auf, die lieber Vorurteile pflegen und nach "Bekämpfung" schreien, statt sich zu informieren oder durch Beobachtung der Tiere mehr über Nutrias zu lernen.

Dies als Bitte vorab, denn ich möchte mit diesem Blog gerne dazu beitragen, dass Vorurteile gegen Nutrias und Missverständnisse abgebaut werden. Ich wünsche mir, dass wir die niedlichen Nager als Teil unserer Natur achten und respektieren – im Idealfall auch lieben lernen. Obwohl Nutrias nicht optimal an unsere Klimabedingungen angepasst sind, (in kalten Wintern sterben immer mal wieder ganze Populationen aus), haben sie es dennoch (fast) alleine bis dahin geschafft, wo immer Sie die Tiere antreffen. Sie leben seit über 100 Jahren bei uns und blieben dabei fast unbemerkt, bis sie begannen sich auch in Stadtparks anzusiedeln - schließlich werden natürliche Biotope und Sumpfgebiete immer knapper. Wir sollten uns freuen, dass sie es trotz widriger Bedingungen so weit geschafft haben und ihnen nicht durch falsch verstandene Tierliebe unnötige Probleme bereiten.