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Mittwoch, 11. November 2015

Nutrias - "Fressmaschinen", die Landstriche kahl fressen und Ernten vernichten?

Warum wir solche Behauptungen für Gerüchte halten ...

Von einer Nutria Freundin wurde ich gestern auf einen Zeitungsartikel aufmerksam gemacht, in dem behauptet wird, dass Nutrias angeblich „ganze Maisernten vernichten würden“. Ist das wahr, oder handelt es sich bei solchen Geschichten um frei erfundene „Räuberpistolen“? Ohne eindeutige Beweise wird sich das wohl kaum eindeutig klären lassen. Aber ich habe Nutrias schon mehrmals in freier Wildbahn beim Fressen gefilmt, noch häufiger nur beobachtet und frage mich ehrlich gesagt schon, wie es den Tieren bei diesem doch relativ gemütlichen Fresstempo gelingen soll, angeblich „ganze Landstriche kahl zu fressen“. Schauen Sie doch einfach mal selbst und bilden Sie sich eine eigene Meinung:


Nach diesem Frühstück im Schilf folgte eine lange Pause mit ausgiebiger Fellpflege, minutenlang in die Gegend schauen, (offenbar eine Lieblingsbeschäftigung der Nutrias), wieder Fellpflege, wieder Pause usw. …. irgendwann ging die Nahrungssuche dann endlich weiter:


Auch hier wirkt das Tier nun wirklich nicht wie eine "gefräßige Plage", die alles in sich hinein stopft. Es sind zwar nur ein paar Minuten Filmmaterial, aber das hat einen Grund: Ich habe dieses Tier mehr als 2 ½ Stunden auf seiner Futtersuche begleitet und kann Ihnen versichern: Weder in der Futtermenge, noch in der Fressgeschwindigkeit war irgend eine Steigerung zu entdecken. Und ich kann auch versichern, dass ich dem Tier von der anderen Seite des Ufers in so großer Entfernung gefolgt bin, dass es meine Anwesenheit nicht bemerken konnte und sich somit völlig natürlich verhalten hat.

Die meiste Zeit hat das Pelzknäuel mit schwimmen, Fellpflege, und inspizieren der Umgebung verbracht. Und nach den gut 2 ½ Std. Nahrungssuche, hat sich die Nutria erst einmal gemütlich zur Ruhe gebettet. Auch an anderen Stellen habe ich schon verschiedene Nutrias beobachtet, Tempo und Menge der aufgenommenen Nahrung lagen immer im Rahmen dessen, was hier in den Videos zu sehen ist.

Mal ganz abgesehen von den doch sehr gemächlich und durchaus wählerisch wirkenden Fressgewohnheiten, halten sich Nutrias nach unseren Beobachtungen immer so nah wie irgend möglich am Wasser auf. Kein Wunder, denn im Wasser sind Nutrias sehr viel schneller und wendiger als an Land. Zur Not können sie bei Gefahr auch tauchen, wenn ihnen Feinde wie Greifvögel und Füchse nachstellen, da wundert es nicht, dass Nutrias den sicheren Uferbereich nur selten verlassen. Wie Nutrias also angeblich „ganze Maisfelder leer fressen“ sollen, bleibt uns ein Rätsel. Mal ganz, ganz vorsichtig formuliert würden wir sagen, dass wir Behauptungen dieser Art für maßlose Übertreibung halten – soweit unsere persönliche Meinung dazu.

Anders als Ratten und Mäuse, können Nutrias auch nicht an Maispflanzen hoch klettern, denn ihre Hinterfüße ähneln den Füßen von Enten - perfekt zum Schwimmen, aber völlig ungeeignet um Maispflanzen zu erklimmen. Abgesehen davon wären Nutrias dafür auch zu schwer. Sie müssten die Maispflanze wohl ausgraben, um überhaupt an den Maiskolben zu gelangen.

In diesem Zusammenhang sollte man sich vielleicht auch vor Augen führen, dass die Jagd ein unter Landwirten sehr weit verbreitetes Hobby ist. Sehr viele Landwirte sind aktive Jäger, somit dürfte die Frage berechtigt sein, ob hier die angeblichen Fraßschäden nicht gerne mal dramatisert werden, um die Bejagung der Nutrias zu rechtfertigen.

Wir wollen ja gar nicht ausschließen, dass Nutrias vereinzelt auch mal am Feldrand naschen, (obwohl wir es selbst bisher noch nicht beobachtet haben), aber wir gehen davon aus, dass sie dabei nicht mehr „stehlen“ als es zum Beispiel auch Eichhörnchen tun. Die durch Mäuse und Ratten verursachten Ernteausfälle dürften wohl sehr viel höher sein, als die Schäden, die vielleicht vereinzelt mal durch Nutrias verursacht werden. Und auch die Schäden, die durch Spaziergänger verursacht werden, die sich im Vorbeigehen mal einen Maiskolben für den Grill, für's selbstgemachte Popcorn, oder für die Herbst-Deko in die Manteltasche stecken, dürften höher sein, als die Schäden die Nurtias „anrichten“. Also, liebe Leute - vielleicht einfach mal die Kirche im Dorf und den Mais auf dem Acker lassen. ;-)

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